Vielleicht kennst du das: Du hast einiges an Equipment über die Monate oder Jahre gesammelt. Du hast dich damit beschäftigt, das heißt, du kannst problemlos damit umgehen. Die Kamera läuft einwandfrei, das Objektiv liefert gestochen scharfe Bilder, der Ton vom Mikrofon klingt glasklar und wunderbar. Deine Production Value ist hoch. Aber wie viel Gedanken machst du dir zum Video? Was ist dein Thought Value?
Production Value
Erstmal müssen wir die Begrifflichkeiten klären: Das, was wir unter „Production Value“ verstehen, ist alles, was für das Video oder den Film als Equipment oder Ausstattung zur Verfügung steht. Es ist also quasi die Wertigkeit der Produktion. Wie gut ist die Kamera für den jeweiligen Zweck, wie gut das Objektiv, die Beleuchtung, der Ton und so weiter. Aber auch wie viel Energie – und meistens auch Geld – in die Aufbereitung des Sets, die Requisiten und die Kostüme gesteckt wurde.
Die meisten Videos heutzutage haben eine sehr hohe Wertigkeit, eine hohe Production Value, schlicht und ergreifend, weil die Technik immer erschwinglicher und leichter zu bedienen wird. In Zeiten vom Analogfilm war es halt viel komplizierter, eine Werbung oder einen Film zu drehen, als heute. Heute kannst du auf einer digitalen, vielleicht spiegellosen Kamera, die nicht wesentlich größer ist, als dein Handy, auf dem du diesen Blogartikel liest, ein Objektiv mit den verschiedensten technischen Hilfsmitteln draufschrauben und einen wunderschönen Reisefilm drehen, ohne dass du überhaupt einen größeren Rucksack für das alles mitnehmen musst.
Ok, der Satz war lang.
Die Quintessenz ist, dass man recht leicht sehr schöne und ästhetische Videos drehen kann. Und das wird auch immer mehr getan. Auf YouTube findest du Unmengen an Reisefilmen, wunderschöne Tiervideos und von jeder Veranstaltung ein Eventvideo. Diese werden meistens von einer einzelnen Person gefilmt, mehr ist nicht notwendig. Dabei kommt aber auch ein Problem auf. Wie schon einmal beschrieben, ist die Zeit der einfachen Filme mit wenig Konzept und nicht durchgeplanten Interviews schon länger wieder vorbei. Besonders viele Eventfilme praktizieren aber immer noch genau das. Ohne größeres Konzept auf die Veranstaltung fahren, alles filmen und hoffen, dass man im Schnitt etwas draus machen kann. Meistens sind die Filme zwar immer noch schön, aber inhaltsleer. Ich erwische mich selbst immer wieder dabei, mir solche Filme nicht mehr länger als ein paar Sekunden anzusehen, weil es eh fast immer dasselbe ist.
Und hier kommt die „Thought Value“ ins Spiel.
Thought Value
Die “Thought Value” ist im Gegensatz zur Production Value die Eigenschaft, wie wertvoll die Produktion ist. Darunter fallen alle Gedanken, die du dir zum Film machst. Allem voran ist das die Story, die Geschichte, der rote Faden, der sich durch den Film zieht. In manchen Artikeln wird dieser Begriff mit der Production Value verschmolzen (LINK ARTIKEL), ich finde es aber wahnsinnig wichtig, diese beiden Begriffe zu trennen. Denn man kann einen großartigen Film mit den geringsten Mitteln drehen, wenn man eine bahnbrechende Idee und danach ein bahnbrechendes Drehbuch hat. Umgekehrt kann man massig Geld auf das Problem werfen, einen elendig teuren und schönen Film drehen, der aber für das Publikum absolut uninteressant ist, weil keine oder nur eine schlechte Geschichte dahintersteckt.
Es zählt Originalität. Das heißt nicht, dass man unbedingt etwas noch nie Dagewesenes produziert, sondern dass man sich inspirieren lässt und die Idee originell umsetzt. Das kann man natürlich auch auf Eventfilme ummünzen. Ich bemühe mich zum Beispiel seit Jahren, meinen Eventfilmen einen Kontext zu geben. Dazu zählt für mich, eine kleine Geschichte um die Motivation und die Intention hinter dem Event zu schreiben und einzufangen – mir ist ein Konzept dahinter irrsinnig wichtig. Ich gehe nie ohne einen genauen Plan auf ein Event, ich will wissen, welche Aufnahmen ich brauche, um einen tollen, fesselnden Film zu produzieren.
Das bedeutet im Umkehrschluss natürlich auch, dass ich wesentlich mehr Zeit für einen Eventfilm investiere. Das zahlt sich aber in allen Fällen aus, denn es ist quasi ein Alleinstellungsmerkmal und die KundInnen haben wesentlich mehr Freude am Endprodukt. Auch wenn es ab und zu etwas teurer und anstrengender ist. (Dafür spare ich mir die Zeit in der Postproduktion. ;-) )
Zum Abschluss
In Anbetracht des Datums, kann ich mit ruhigem Gewissen diesen Neujahrsvorsatz empfehlen: Setz dich öfters mit diesem Bereich des Storytellings und der Planung auseinander. Ein paar Stunden im Vorhinein investieren bedeutet wesentlich weniger Kopfweh und weniger Zeitaufwand im Schnitt und in der Postproduktion. Originelle Filme machen dir beim Dreh mehr Spaß, begeistert deine KundInnen und bereitet deren Publikum auch mehr Freude beim Zusehen.
Einige kleine Inputs zum Storytelling habe ich hier schon online gestellt – und mehr wird sicher kommen. Lass uns 2018 zum Jahr des guten Storytellings machen!
Bis zum nächsten Mal,
Robert