Das Spiel mit den Lizenzen

Vielleicht hast du dir in letzter Zeit zufällig einen Imagefilm einer Firma angesehen und hast dich gewundert, warum die Musik im Hintergrund so fad und so typisch „Corporate“ klingt. Oder du hast einen Film im ORF gesehen, wo im Hintergrund ein Fernseher mit einer uralten, Schwarz-Weiß-Sendung läuft. Oder aber du hast dich auf der Homepage einer Versicherung über deren Produkte informiert und dich gewundert, warum die Leute auf den Fotos immer alle gleich aussehen.

Das alles lässt sich mit zwei Worten erklären: Lizenzen und Lizenzkosten. Und das sind keine kleinen oder übersichtlichen Themen, sondern haben viele Nuancen, die man besonders als jungeR FilmschaffendeR gerne mal „überliest“. Deshalb möchte ich dir hier kurz einen Crashkurs-artigen Überblick über das Thema geben.

Was ist eine "Lizenz"?

Wenn dich einE AuftraggeberIn fragt, ob du denn nicht einen Song aus den Charts hinter deinen Eventfilm legen kannst, solltest du mit erstmal „Nein“ antworten. Du darfst nicht. Warum? Du hast keine Lizenz. In diesem Fall heißt das, du hast kein Nutzungsrecht für das Lied. Dieses Recht, gemeinsam mit dem Verwertungsrecht liegt bei der Band beziehungsweise bei deren gesetzlichen Vertretern, dem Label, also etwa Universal Music.

Das Nutzungsrecht besagt, dass du ein Werk für einen gewissen Zweck nutzen darfst, also dass du zum Beispiel ein Lied hinter deinen Eventfilm legst. Dieses Recht kann unter gewissen Umständen vertraglich – und entgeltlich – weitergegeben werden. Solltest du aber einmal den unwiderstehlichen Wunsch verspüren, bei einem Musiklabel anzurufen und einen Song aus den Charts lizensieren zu wollen, wird man dir recht schnell einen horrend hohen Preis dafür veranschlagen.

Der Vollständigkeit halber: Das Verwertungsrecht erlaubt dir, einfach gesagt, zum Beispiel ein Lied auf verschiedenen Kanälen zu verkaufen – sei es CD, iTunes, was auch immer. Auch das ist immer vertraglich geregelt.

Im Gegensatz dazu ist das Urheberrecht übrigens unveräußerlich. Solltest du auch alle Nutzungs- und Verwertungsrechte von deinem Film an deineN AuftraggeberIn vergeben haben, behältst du – zumindest bis zu einem gewissen Grad – dein Urheberrecht an dem Werk. Dazu aber vielleicht ein anderes Mal.

Was kann dir passieren, wenn du darauf pfeifst, dir ein Nutzungsrecht einzuholen? Naja, wenn du deinen Film mit nicht-lizensierter Musik auf YouTube hochlädst, wird dein Video in den meisten Fällen innerhalb von Sekunden stumm geschaltet. Das ist die glimpflichste Situation, denn manchmal wird dein Video auch gleich gesperrt. Oder du verwendest den Film auf anderen, öffentlichen Kanälen oder bringst ihn sogar ins Kino. Da kann es sein, dass du direkt ein Briefchen nach Hause bekommst, nach dem du eine ordentliche Summe an Rück- und Strafzahlungen zahlen musst. Und deinen Film darfst du dann erst recht nicht weiterverwenden, solange die Nutzungsrechte nicht bei dir liegen.

Was muss ich lizensieren?

Zurück zum fescheren Wort „Lizenz“. Grundsätzlich musst du alles lizensieren, was du nicht selbst geschaffen hast. Das beinhaltet etwa Musik, Video- oder Tonausschnitte von anderen Filmen, die nicht von dir selbst gemacht wurden oder Fotos, die du nicht selbst gemacht hast.

Also verdammt viel.

Aber dem Internet sei Dank, es gibt genügend Ressourcen, wo du günstig oder gratis Werke finden kannst, die du in deinem Film verwenden darfst. Für ehrenamtliche oder allgemein nicht-kommerzielle Projekte gibt es die NoCopyrightSounds auf YouTube, die du „nur“ namentlich in der Videobeschreibung erwähnen musst. Für kommerzielle Filme gibt es etwa musicbed.com, premiumbeat.com und andere, bei denen du relativ wenig für ein Musikstück deiner Wahl zahlst – bei premiumbeat.com liegt der Preis für kommerzielle Verwendung etwa bei rund 200€.

Natürlich kannst du auch immer den Weg über lokale MusikerInnen gehen und bei deiner ortsansässigen Lieblingsband fragen, ob sie bereit wären, dir für einen „Soundtrack“ auszuhelfen. Das ist zwar oft eine teurere Angelegenheit, aber die sind dafür in der Lage, den Song präzise auf deinen Film zuzuschneiden. Aus Erfahrung kann ich sagen, das ist ein Segen! :-)

Warum sollte ich überhaupt lizensieren?

Wirst du für das Projekt, an dem du arbeitest, bezahlt? Ja? Dann solltest du auch so fair sein, und die KünstlerInnen, die dir die Musik spendieren, bezahlen. Schreibe diesen Kostenpunkt am besten auch fix in dein Angebot und informiere deine KundInnen darüber. Wenn du ihnen erklärst, worum es geht, sind sie meistens sehr aufgeschlossen dafür. Niemand legt sich freiwillig mit großen Musik-Labels an. ;-)

Zum Abschluss

Das ist der erste Teil einer kleinen Artikelserie über Ton, Musik und Sound im Film. Und zum Start dachte ich mir, ich erkläre, warum es keine gute Idee ist, etwa einen Song von Bastille oder ähnlichen Kalibern hinter deinen Film zu legen.

Natürlich ist dieser Artikel kein Ersatz für eine ordentliche, rechtliche Beratung zu dem Thema, aber hoffentlich ein guter Einstieg. Wenn du spannende Erfahrungen mit (Musik-)Lizenzen hast oder einfach noch einen Punkt ergänzen möchtest, schreib es einfach in die Kommentare! :-)

Bis zum nächsten Mal

Robert

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